Thüringer Landesamt für Statistik - Pressemitteilung


Erfurt, 10. Juli 2007 - Nr. 200

Deutlicher Rückgang der an Thüringer Gerichten verurteilten Personen im Jahr 2006

Nach ersten Ergebnissen der Strafverfolgungsstatistik 2006 wurden an den Gerichten des Freistaates 30 412 Personen abgeurteilt, darunter 23 323 Personen rechtskräftig verurteilt. In weiteren 956 Fällen entschieden die Gerichte auf Freispruch, in 6 124 Fällen wurde das Verfahren eingestellt und von einer Strafe abgesehen und in 9 Fällen wurde eine Maßregel ausgesprochen.

Nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik verringerte sich innerhalb eines Jahres die Zahl der Abgeurteilten um 3 315 Personen und die der Verurteilten um 2 545 Personen. Das waren jeweils 9,8 Prozent weniger als im Jahr 2005.

Die Zahl der Personen, gegen die das Verfahren eingestellt wurde, fiel um 778 geringer aus als im Jahr 2005, wogegen die Zahl der Freisprüche um 15 Personen stieg.
Der Anteil der Verurteilten an den Abgeurteilten (Verurteilungsquote) blieb unverändert bei 76,7 Prozent.

Vorstrafen
Die Zahl der zuvor bereits zumindest einmal Verurteilten ist um 238 auf 10 779 Vorbestrafte gesunken. Der Anteil der Vorbestraften an den Verurteilten erhöhte sich dennoch von 42,4 Prozent im Jahr 2005 auf 46, Prozent im Jahr 2006.

Gründe für die Verurteilung
Die meisten Verurteilten (19 296 Personen) hatten im Jahr 2006 gegen das Strafgesetzbuch und 4 027 Personen gegen andere Gesetze verstoßen.
An der Spitze der Verurteiltenzahlen standen wie im Jahre 2005 die so genannten anderen Vermögens- und Eigentumsdelikte (insbesondere Betrug und Erschleichung von Leistungen) mit einem Anteil von 24,7 Prozent. Die Zahl der Verurteilten verringerte sich innerhalb eines Jahres um 529 auf 5 758 Personen. Bei den Eigentumsdelikten ging die Zahl der wegen Diebstahl und Unterschlagungen Verurteilten weiter deutlich um 693 auf 4 343 Personen zurück.

Bei einem deutlichen Rückgang der Straßenverkehrsdelikte um 706 auf 5 205 verurteilte Personen verringerte sich ihr Anteil auf 22,3 Prozent an allen Verurteilten. Unter ihnen waren 3 034 Personen (58 Prozent), die unter Einfluss von Alkohol oder einem anderen berauschenden Mittel standen.
Auch bei fast allen anderen relevanten Deliktgruppen ist ein Rückgang der Verurteiltenzahl zu verzeichnen, wogegen die Zahl der nach dem Aufenthaltsgesetz verurteilten Personen von 84 auf 184 Verurteilte gestiegen ist.

Alter, Geschlecht und Nationalität
Die Zahl der jungen Verurteilten ist insgesamt weiter gesunken. Dabei verringerte sich die Zahl der verurteilten Jugendlichen im Alter von 14 bis unter 18 Jahren um 266 auf 1 397 und die Zahl der verurteilten Heranwachsenden im Alter von 18 bis unter 21 Jahren um 409 auf 3 011 Personen.
Damit waren 19 Prozent der Verurteilten im Jahr 2006 noch keine 21 Jahre alt.

Die Verurteilten waren auch im Jahr 2006 überwiegend männlich, wobei deren Zahl gegenüber 2005 um 2 077 auf 19 579 Personen und die Zahl der weiblichen Verurteilten um 468 auf 3 744 Personen abgenommen hat.
Im Jahr 2006 hatten die weiblichen Verurteilten an den Verurteilten in den folgenden Deliktgruppen die höchsten Anteile: „ Führen lassen eines Kraftfahrzeuges durch eine andere Person ohne Fahrerlaubnis oder trotz Fahrverbot“ (36 Frauen bzw. 49 Prozent), „falschen uneidlichen Aussagen und Meineid“ (54 Frauen bzw. 30 Prozent), „Betrugs- und Untreuedelikten“ sowie „Steuer- und Zollzuwiderhandlungen“ (1 352 bzw. 67 Frauen mit je 29 Prozent) sowie „Diebstahl“ und „Urkundenfälschungen“ (781 bzw. 88 Frauen mit je 22 Prozent).

Unter den Verurteilten waren im vergangenen Jahr 1 590 Ausländer und Staatenlose, 20 weniger als im Jahr 2005. Ihr Anteil betrug 6,8 Prozent. Ein Vergleich mit dem Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung wäre irreführend, da auch straffällig gewordene ausländische Touristen und illegal in Deutschland lebende Personen bei einer Verurteilung in der Statistik enthalten sind.
Die verurteilten Ausländer standen vor allem wegen Diebstahlsdelikten (27 Prozent der verurteilten Ausländer), wegen Verstößen gegen das Asylverfahrensgesetz bzw. das Aufenthaltsgesetz (20 Prozent) und wegen anderer Vermögens- und Eigentumsdelikte (14 Prozent) vor Gericht.

***************************
Abgeurteilte: Erfasst werden Angeklagte, gegen die Strafbefehle erlassen wurden oder bei denen das Strafverfahren nach Eröffnung der Hauptverhandlung durch Urteil oder Einstellungsbeschluss rechtskräftig abgeschlossen worden ist. Ihre Zahl setzt sich zusammen aus den Verurteilten und aus Personen, bei denen andere Entscheidungen (u.a. Freispruch) getroffen wurden.
Verurteilte: Erfasst werden Straffällige, gegen die ein rechtskräftiges Urteil nach allgemeinem Strafrecht (Freiheitsstrafe, Strafarrest oder Geldstrafe (auch durch einen rechtskräftigen Strafbefehl) oder Jugendstrafrecht (Jugendstrafe, Zuchtmittel oder Erziehungsmaßregeln) ergangen ist. Verurteilt werden kann nur eine Person, die zum Zeitpunkt der Tat strafmündig, d.h. 14 Jahre oder älter, war.
****************************

Verurteilte nach Hauptdeliktgruppen
  Einheit 2001 2002 2003 2004 2005 2006
Straftaten gegen den Staat, die öffentliche Ordnung und im Amte Anzahl 924 799 837 821 823 806
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung Anzahl 240 208 221 223 269 230
andere Straftaten gegen die Person (außer im Straßenverkehr) Anzahl 3 627 3 593 3 481 3 696 3 815 3 509
Diebstahl und Unterschlagung Anzahl 5 217 5 688 5 449 5 299 5 036 4 343
Raub und Erpressung, räuberischer Angriff auf Kraftfahrer Anzahl 317 352 400 362 326 284
andere Vermögens- und Eigentumsdelikte; Urkundendelikte Anzahl 4 329 4 659 5 459 6 321 6 287 5 758
gemeingefährliche Straftaten einschließlich Umweltstraftaten Anzahl 338 315 271 246 242 172
Straftaten im Straßenverkehr Anzahl 7 203 6 903 6 432 6 504 5 909 5 205
Straftaten nach anderen Bundes- und Landesgesetzen Anzahl 2 738 2 724 2 947 3 322 3 161 3 016


Anzahl der in Thüringen Verurteilten

---------------------------------
Weitere Auskünfte erteilt:
Doris Wendt
Telefon: 0361 37-84284
E-Mail: doris.wendt@statistik.thueringen.de